Putenmast
Wie ist die Lage der Putenmast in Österreich?
Die Putenmast in Österreich umfasst ungefähr 120 landwirtschaftliche Betriebe. Diese werden ausschließlich familiär geführt und haben im Vergleich zu Betrieben in anderen EU Ländern eine sehr kleine Betriebsgröße mit durchschnittlich knapp 6.000 Tieren. Diese ermöglicht es den Betrieb im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu führen. Das bedeutet, dass der anfallende Mist auf den Ackerflächen in der Umgebung als Dünger ausgebracht werden kann, wo wiederum das Futter für die Tiere erzeugt wird. Das Getreide wird von naheliegenden Futtermittelmühlen übernommen, dort gelagert und verarbeitet und als Putenfutter wiederum zu den Mästern zurück transportiert. Sehr viele Betriebe verfüttern einen Teil des Getreides direkt an die eigenen Puten.
Auf unseren heimischen Betrieben werden die Puten ausschließlich in Bodenhaltung mit Tageslicht auf einer dicken Schicht Einstreu aus Stroh oder Hobelspänen gehalten. Die Küken werden in Österreich erbrütet und nach dem Schlüpfen in den vorbereiteten Ställen versorgt. Die Puten haben durch automatische Tränke- und Fütterungslinien jederzeit Zugang zu frischem Trinkwasser und hochwertigem Futter, welches je nach Alter in der Zusammensetzung angepasst wird. Die Tiere können sich auf der gesamten Stallfläche frei bewegen.
Die tägliche Betreuung der Tiere erfolgt durch die Landwirte selbst, diese werden aber auch vom Betreuungstierarzt unterstützt. Treten trotzdem gesundheitliche Probleme in einer Herde auf, ist nur der Tierarzt befugt anhand eines Antibiogrammes eine Behandlung anzuordnen. Eine vorbeugende Behandlung ist strikt untersagt. Um Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten werden in der Datenbank der Österreichischen Qualitätsgeflügelvereinigung alle Maßnahmen dokumentiert.
Strenger als in allen anderen EU-Staaten ist in Österreich die maximale Besatzdichte mit 40 kg Lebendgewicht pro Quadratmeter begrenzt. Das entspricht zwei ausgewachsenen männlichen Tieren pro Quadratmeter. Da männliche und weibliche Tiere ein unterschiedliches Wachstumspotenzial haben, erreichen die weiblichen Puten mit ca. 15 Wochen, männliche mit 20 Wochen ihr optimales Schlachtgewicht.
Generell gibt es in Österreich drei Produktionssschienen, die AMA-Gütesiegel-Produktion, „Tierwohl verbessert“ und Bio. Während im Bio-Bereich der Auslauf ins Freie das Alleinstellungsmerkmal bietet, wird bei „Tierwohl verbessert“ auf einen Wintergarten mit Außenklimaverhältnissen und erhöhten Ebenen für die Tiere gesetzt. Alle Betriebe werden von unabhängigen Kontrollstellen regelmäßig auf die Einhaltung der Vorschriften überprüft.
AMA Gütesiegel
Im Detail
Nahezu alle konventionellen Putenmäster in Österreich produzieren nach den Richtlinien des AMA-Gütesiegels. Eine Reihe von Kriterien über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus sind von den Bauern einzuhalten. So müssen beispielsweise die wesentlichen Glieder der Produktionskette wie Kükenlieferant, Putenmäster und Schlachtbetrieb in Österreich sein. Die Fütterung muss mit mindestens 65% Getreide erfolgen.
Beim AMA-Gütesiegel müssen beispielsweise die wesentlichen Glieder der Produktion wie Kükenlieferant, Putenmäster und Schlachtbetrieb in Österreich sein. Die Fütterung muss mit mindestens 65% Getreide erfolgen.
Die detaillierten Vorgaben können aus der AMA-Richtlinie entnommen werden.
„Tierwohl verbessert“
Im Detail
Auf der Basis der AMA Gütesiegelproduktion und mit noch mehr Tierwohl erfolgt die Produktion nach dem Standard „Tierwohl verbessert“ der Gesellschaft !Zukunft Tierwohl!.
Wesentliche Kriterien dabei sind ein Wintergarten (Außenscharrraum) mit Außenklimaverhältnissen sowie erhöhte Sitzgelegenheiten für die Tiere. Außerdem muss Beschäftigungsmaterial wie z. B. Stroh und Muschelgrit angeboten werden.
Die detaillierten Vorgaben können aus der Richtlinie entnommen werden.
Bio-Produktion
Im Detail
Die Produktion von Bio-Puten muss nach der EU-Bio-Verordnung sowie diversen Verbandsvorgaben erfolgen.
Die Tiere müssen Zugang ins Freie haben und Futtermittel biologischer Herkunft erhalten.
Gesundheits-
management
Im Detail
Oberstes Ziel ist ist die Erhaltung der Gesundheit der Puten durch vorbeugende Maßnahmen wie ausgewogene Ernährung, die Gabe von Kräutermischungen und Schutzimpfungen. Puten dürfen nicht vorbeugend und routinemäßig Antibiotika bekommen. Kommt es zur Erkrankung eines Tieres, ist NUR der Tierarzt gesetzlich dazu befugt, Arzneimittel zu verschreiben. Während der Behandlung darf kein Fleisch der Tiere in Umlauf gebracht werden. Nach Beendigung der medikamentösen Behandlung ist eine gesetzliche Wartezeit einzuhalten, die je nach verabreichtem Medikament variiert.
Auch aufgrund der guten Haltungsbedingungen konnte der Einsatz von Antibiotika in Österreich von 2011 bis 2017 um 55 % gesenkt werden.
Der Antibiotikaeinsatz wichtiger Importländer für Putenfleisch ist da weit höher. Laut dem Antibiotika Monitoring 2015 ist dieser beispielsweise in deutschen Ställen – umgelegt auf die Tierpopulation – achtmal so hoch wie in heimischen.
Einen ähnlich hohen Antibiotikaeinsatz haben auch andere wichtige Importländer (Polen, Tschechien, Ungarn, Italien), was bei sehr hohen Besatzdichten nicht verwunderlich ist.
Mehr Infos und Videos finden Sie auf der Website von Land schafft Leben (das Logo unten einfach anklicken).